„Kunst zum Eintauchen“ geboten - Anonyme Saxophoniker

Buchen.
(adb) Johann Sebastian Bach, Tango-Großmeister Astor Piazzolla und die 2000er-Popband „Maroon5“ in einem Konzert: Die „Anonymen Saxophoniker“ zeigten am Sonntag, wie das geht. Im Rahmen der Reihe „Buchen in Concert“ fuhren sie die ganze Bandbreite der Musik auf, was das zahlreich erschienene Publikum im Atrium des Burghardt-Gymnasiums (BGB) zu goutieren wusste – und ein „Special Guest“mischte auch mit.
Die Begrüßung übernahm Swetlana Jahraus: „Es ist nicht unser erstes Konzert in diesem schönen Ambiente,aber das erste mit so gutem Besuch!“, freute sie sich. Ralph Schweizer gewährte den Zuhörern eine treffende Einführung in das Konzert, das er auch als eloquenter und sympathischer Moderator mit viel Hintergrundwissen zu den Stücken und Autoren sowie dem jeweiligen Zeitgeschehen begleitete.
Dann gaben sich die alle mehrfach preisgekrönten Musiker die Ehre: Florian Roh (Sopran- undAltsaxophon), Fabian Held (Sopran-, Alt- und Tenorsaxophon), Pierre Moreira (Tenorsaxophon) und Felix Roh (Baritonsaxophon) lüfteten ihre Anonymität und deckten die ganze Klangfülle des einst von Adolphe Sax in Belgien erfundenen Instruments ab. Damit bewiesen sie, dass gute Musik weder Schlagzeug noch Bass benötigt: Eröffnet wurde das abwechslungsreiche Programm mit zwei Präludien nach Johann Sebastian Bach, die sich auch hier als feierliches Intro verstanden.
Weiter ging es mit einem geschichtsträchtigen Opus: „Premier Quatuor op. 53“ gilt als erster jemals für Saxophone geschriebener Satz – ein Werk des mit Adolphe Sax befreundeten Belgiers Jean-Baptiste Singelée, von dem die vier Virtuosen zwei Sätze anspielten. Darauf folgten „Canzona Variée“ („Lied mit Variationen“) des russischen Komponisten Alexander Glasunow als bedächtiges Stück zum Innehalten undzwei sehr anspruchsvolle und doch leicht zugängliche Werke, die der argentinische Tango-Spezialist Astor Piazzolla verfasst hatte.
„Ángel“ und „Libertango“ erfreuten ebenso sehr wie das spannend gehaltene Stück „Two Oriental Dances“nach Valentin Hude und „Mishima“ von Philip Glass – das im Übrigen die erste Hälfte des Abends formidabel beschloss. Nach der Pause, in der man die Bewirtung durch den Förderverein der JMK-Musikschule in Anspruch nehmen konnte, ging es musikalisch weiter.
Das exzellente Niveau wurde gehalten, wobei die Stückauswahl stärker in den poppigeren Bereich changierte. Unter die Haut gingen etwa „Songs For Tony“ von Michael Nyman und die weltbekannte Cool Jazz-Hymne „Take Five“ von Dave Brubeck – ein Standardwerk, das die „Anonymen Saxophoniker“ inbesonderer Klangstärke präsentierten.
„Over The Rainbow“ nach Harold Arlen, jene sanfte Ballade aus dem „Zauberer von Oz“, wusste sodann ebenso zu überzeugen wie „By Me At Home“ nach Franck Wolf und „Brahms Meets Santana“, eine klanglichsehr interessante Hommage an zwei Große ihrer Zeit – ein Werk des deutschen Gegenwartskomponisten Peter Lehel. Eine ansprechende Vorstellung lieferten die Musiker auch mit ihrer Adaption von „Payphone“der US-Band „Maroon 5“ ab, ehe sich ein „Special Guest“ die Ehre gab: Emelie Sander, Schülerin des BGB und Saxophonschülerin Ralph Schweizers, begleitete das Quartett bei den abschließenden Stücken „Save The Best For Last“ und „The Magnificent Seven“. Nach begeistertem Applaus des Publikums rundete eine Zugabe das Konzert ab.
Der Abend berührte durchaus – „unterhaltsam“ wäre jedoch nicht das passende Adjektiv zur Beschreibung.Geboten wurde ein stilvoller Abend, der zwar nicht gerade die „leichte Muse“ kultivierte, dafür aber Kunst zum Eintauchen und das etwas andere, definitiv hörenswerte Musikerlebnis mit sich brachte.