Frische Klänge rissen die Zuhörer mit

Das „Ensemble 4.1“ erfreute das Publikum von „Buchen in Concert“ am Sonntag in der Stadthalle

Die „Easy Rider der Wiener Klassik“ – auch als „Ensemble 4.1“ bekannt – setzten an Sonntag die Reihe „Buchen in Concert“ fort. Allein die Besetzung erwies sich als Faktum der besonderen Art: Mit Alexander Glücksmann an der Klarinette, Sebastian Posch am Horn, Christoph Knitt am Fagott und Jörg Schneider an der Oboe schaffen vier Bläser ein prägnantes Klangidiom, das von Pianist Thomas Hoppe auf die Spitze getrieben wird.

Das in der Stadthalle gebotene Programm war ein feiner Ausklang des Wochenendes. Wenn man nun aber gediegene, leise Töne zum Innehalten erwartet hatte, bekam man das genaue Gegenteil: Wer dem „Ensemble 4.1“ lauschte, war mittendrin statt nur dabei – frische Klänge, eine ungemein mitreißende Stimmung und opulente Arrangements machten es den zahlreichen Gästen leicht, dem Konzert zu folgen.

In der Tat war der Abend ganz ausgezeichnet, was bereits der erste Beitrag unterstrich: Das Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott in Es-Dur (op. 16) ließ keine Wünsche offen. Ohne Schwermut, aber mit viel Kraft setzten die vier Musiker eine wahre Urgewalt der Emotionen frei. Bläser und Klavier traten nicht in ein Konkurrenzverhältnis, sondern stützten und bereicherten sich gegenseitig – ein Zusammenspiel, das berührte und beeindruckte. Auch optisch bewiesen die Musiker eine unkonventionelle, aber sehr sympathische Eigenheit: Sie bewiesen, dass ein klassisches Ensemble keinesfalls im Smoking aufzutreten hat – Turnschuhe, Shirts und Westen können ebenfalls stilvoll sein und ändern nichts an der musikalischen Qualität, die beim „Ensemble 4.1“ als herausragend zu würdigen ist.

Fortgesetzt wurde der Abend mit dem 2007 verfassten Quintett „Jerusalem Mix“ des israelischen Gegenwartskomponisten Avner Dorman. Benannt nach einem landestypischen kulinarischen Allerlei, erwies es sich als musikalischer Schmelztiegel der Gefühle und der Eindrücke aus der Weltmetropole Jerusalem. Nach dem Einstieg in Form einer Hommage an armenisch-türkische Tänze bewegte man sich klanglich an die Klagemauer („The Wailing Wall“), feierte gemeinsam eine jüdische Hochzeit voll umwerfender Leichtigkeit („Wedding March“), setzte eine düster-dramatische Explosion („Blast“) frei, traf sich wieder zum hoffnungsvollen Morgengebet („Adhan – The Islamic Call tudeno Prayer“) und ließ den Gefühlen bei einer weiteren Variation der armenisch-türkischen Tanzkultur freien Lauf: ein Klangwerk voller Lebendigkeit und Anmut, exzellent dargeboten!

Nach der Pause setzten die Musiker das Konzert auf nicht minder ergreifende Weise fort: Mit dem dreiteiligen Quintett für Klavier und vier Bläser in B-Dur nach Walter Wilhelm Gieseking erfreute das

Ensemble sein geneigtes Publikum in hohen Maße – und gewährte mit jenem Zyklus auch einen Seitenblick in die eigene Geschichte: Das Quintett war einer der ersten Sätze, den die Musiker kurz nach ihrem Zusammenfinden eingespielt hatten. Langanhaltender Beifall war ihnen gewiss.

Bei alledem machte ein kleiner, aber feiner Umstand das Konzert ebenfalls zu etwas ganz Besonderem: Das „Ensemble 4.1“ besteht seit zehn Jahren und spielte in der Stadthalle sein 150. Konzert – an jenem Tag, an dem (die RNZ berichtete) die Stadt Buchen morgens an selber Stelle ihr 1250-jähriges Bestehen gefeiert hatte. Wenn das kein gutes Omen für die nächsten (mindestens) 150 Auftritte dieser äußerst talentierten Musiker ist...

Text und Bild: Adrian Brosch

„Mandelring-Quartett” sorgte in Buchen für ein exzellentes Hörvergnügen – Foto: Adrian Brosch